Pressestatement zu den neuesten Zahlen zu den verheerenden Bränden in Brasilien

Zu den neuesten Zahlen zu den verheerenden Bränden in Brasilien für den Monat August erklärt Grünen-Europaabgeordnete Anna Cavazzini, Vizepräsidentin der Brasilien-Delegation im Europäischen Parlament:

„Die Zahlen aus Brasilien sind erschreckend. Das Jahr 2020 hat einen neuen traurigen Rekord gebrochen. Zwischen dem 1. Januar und dem 31. August wurden landesweit 91.130 Brände registriert, also etwas mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres und die höchste Anzahl seit 2010. 

Im brasilianischen Amazonas haben sich die Brände im August im Vergleich zum Vorjahr nicht wirklich verlangsamt, trotz des Drucks ausländischer Investoren und der laufenden Gespräche zwischen der EU und der brasilianischen Regierung. Extrem besorgniserregend sind die Zahlen in den Pantanal-Feuchtgebieten, in denen im August 3,5 Mal so viel Brände wie im Vorjahresmonat registriert wurden. 

Schuld daran sind nicht nur einzelne Unternehmen oder Agro-Firmen, sondern vor allem die derzeitige brasilianische Regierung, die mit ihrer lobbygeleiteten Politik den Schutz von Umwelt und Regenwald Stück für Stück einschränkt.

Die EU und die Bundesregierung müssen ihren Einfluss und ihre diplomatischen Kanäle nutzen und Bolsonaro zu einem Kurswechsel in der Amazonas-Politik bringen. Aber vor allem müssen wir den Hebel über die EU-Außenwirtschaftspolitik nutzen, den dies hat die EU selbst in der Hand: Entwaldungsfreie Lieferketten, eine Verbesserung der Unternehmensverantwortung von Firmen im Agrar- und Rohstoffsektor, sowie eine Abkehr vom umstrittenen Mercosur-Abkommen. 

Hintergrund:

 

  • Zahlen des brasilianischen Nationalen Instituts für Weltraumforschung (INPE) zeigen, dass sich die Brände im brasilianischen Amazonas seit letztem Jahr nicht verlangsamt haben. In diesem August gab es fast die gleiche Anzahl von Bränden wie im Rekordjahr 2019, im August 29.307 im Vergleich zu 30.900 im Vorjahr (INPE). Auch dieser Rückgang muss relativiert werden, da ein von INPE verwendeter Referenzsatellit (Aqua) dazu führte, dass ein Teil des Amazonas am 16.8. nicht beobachtet wurde, was zu einer ungewöhnlich geringen Anzahl von Anerkennungen führte (Observatorio do Clima).
  • In den Pantanal-Feuchtgebieten wurden im August 5.935 Brände registriert, ein 3,5-faches des Vorjahresmonats (INPE). Der Ausbau von großen Soja und Zuckerrohrplantagen haben Brasiliens Abschnitt des Pantanal-Feuchtgebiets, eines der größten Feuchtgebiete der Welt und bedeutende Quelle für sauberes Trinkwasser, unter Druck gesetzt (LSE 2020, basiert auf USAID, 2011).
  • Insgesamt wurden zwischen dem 1. Januar und dem 31. August 2020 in ganz Brasilien 91.130 Brände registriert (INPE). Dies ist mehr als der gleiche Zeitraum des Vorjahres (90.500) und macht dieses Jahr daher zum bislang schlimmsten seit 2010 (wo 137.701 Brände registriert wurden).